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BILDER 2014

ZWISCHEN EXPRESSIONISMUS UND ART BRUT

Renate Thüler malt ausdrucksstarke Bilder, die sie selbst in die Nähe der Art Brut ansiedeln würde. Der Betrachter sieht in den Bildern Spuren der Expressionisten wie Munch, des blauen Reiters, aber auch der Spätimpressionisten wie Cézanne, Gaugin, van Gogh oder des späten Monet. Je nach Thema der Bilder ändern die Bezugslinien zu anderen Künstlern.

Die Bilder entstehen meist als Zyklen, Spiegelungen, Häuser, »Schwarz« oder Embryos sind Themen, die in ganz verschiedenen Arten ausgeführt werden. Allen Bildern gemeinsam ist die Art, wie sich die Künstlerin an die Sujets herantastet. Häufig werden ihre Bilder in mehreren Schichten gemalt, wobei die Farbe teilweise wieder vom Bildträger heruntergekratzt wird, so dass schwungvolle Linien das Bild dominieren. Seit langem ist ihre Farbpalette von kräftigen, satten Farben; Schwarz verwendet sie meist um dicke Konturen zu ziehen. Dadurch entsteht ein Spiel zwischen Linie und Farbe. Es scheint sogar, dass Renate in ihren Bildern den alten Streit zwischen Farbe und Linie wieder belebt, ohne sich für das eine oder andere zu entscheiden.

Dennoch dient die Linienführung, um den Betrachter zum Kern der Bildaussage zu lenken. Durch Reduktionen und Verzicht auf viele Details wird das Wesentliche herausgeschält. Durch winzige Details, die das Auge bald fesseln, stiftet die Künstlerin Verwirrung ins grob geschaffene Raster. Diese Details sind vielfach Worte, manchmal auch Sätze. Die Sprache dient aber nicht der Erklärung des Gemalten, wird dadurch selbst zum Bild und verliert so ihren Inhalt oder Sinn, jedoch ohne unter dem Verlust zu leiden.

Es ist schwierig Renate Thülers Bilder in Worte zu fassen. Durch die breite Themenwahl, die sich immer ein wenig verändernde Gewichtung der Farbe und Linie, verunmöglicht die Künstlerin eine Zuschreibung zu einer bestimmten Stilrichtung. Sie steht mit ihrem ganz persönlichen Stil zwischen dem Expressionismus, dessen Ausdrucksmittel sie sich bedient, und der Art Brut, deren Formensprache sie in ihren Bildern reflektiert.


Madleine Skarda
November 2005

© Renate Thüler | März 2024
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